Goldige Aussichten für Solarfassaden

Foto: jessenvollenweider architektur ag, 2021
Foto: jessenvollenweider architektur ag, 2021

Das kommende Wochenende wird zeigen, wie ernst es der breiten Öffentlichkeit mit dem Klimaschutz ist – zumindest im Kanton Zürich. Auch Basel hat mit dem Klimabericht der Spezialkommission des Grossen Rates die solare Zukunft vorgespurt. Die beiden Kantone, gewöhnlich in inniger Abneigung verbunden, wollen künftig Dächer und Fassaden konsequent mit Photovoltaik ausstatten.

Das Potenzial ist beeindruckend. Im Kanton Zürich etwa entsteht jährlich mindestens ein Quadratkilometer neue Dachfläche. Auf rund der Hälfte liesse sich Sonnenstrom produzieren, rund 100 Gigawattstunden zusätzlich. Schweizweit ist das Potenzial noch eindrücklicher: Würden alle geeigneten Dächer zu Kraftwerken ausgebaut, könnte sich das Land bis zu 85 Prozent allein mit Sonnenstrom versorgen. Und dabei sind die Fassaden noch gar nicht eingerechnet.

 

Wer nun befürchtet, Solarfassaden würden dem Stadtbild schaden, sollte unbedingt einen Blick auf das neue Gebäude des Amtes für Umwelt und Energie (AUE) in Basel werfen. Die Aufgabe, dass sich die Baute selbst mit Solarstrom versorgt, hat das Architekturbüro jessenvollenweider zusammen mit dem Schweizer Solarhersteller Megasol Energie AG mit Bravour gelöst. 

 

Die weithin sichtbare, golden schimmernde Aussenhaut des AUE ist nicht nur ein Hingucker, sie ist sogar eine Weltneuheit. Die ganz spezielle Optik verdanken die Solarpanels einem Material, das bislang noch nie dafür eingesetzt worden ist: 3D-Schmelzglas. «Die Fähigkeit von Glas, unterschiedliche Erscheinungen unter verschiedenen Lichtsituationen einzunehmen, war die Grundlage für die Suche nach der notwendigen Oberflächenbeschaffenheit. Die nahezu freien Gestaltungsmöglichkeiten von Schmelzglas war dabei der entscheidende Faktor», erklärt Sven Kowalewsky, Geschäftsleitungsmitglied beim zuständigen Architekturbüro.


 

Bei näherer Betrachtung entpuppt sich der goldene Schimmer als tausende in die Solarpanels eingelassene Punkte, was auch zur Dreidimensionalität der Fassade beiträgt. Megasol hat die Panels eigens für das AUE-Gebäude entwickelt. Ein aufwändiger Prozess, aber ein durchaus lohnender und einer, der Zukunft hat. So sagt Michael Reist, Leiter Communications & Marketing bei Megasol: «Solche Spezialanfertigungen im Bereich der solaren Gebäudehülle erfordern enormes Know-how und viel Erfahrung.» Weil Fassaden für den Ausbau erneuerbarer Energien immer wichtiger werden, werden auch projektbezogene, individuelle Lösungen immer wichtiger.

 

Das von Megasol entwickelte auf 3D-Schmelzgläser angepasste Verfahren ist weltweit einzigartig. Darauf ist Reist durchaus stolz. Solche Rezepturen gehörten zum Betriebsgeheimnis, schmunzelt er. «Sie sind so etwas wie der Stein der Weisen in der Solarpanel Produktion.» So strahlt die 25 Meter hohe Fassade in sanftem Gold und sorgt für viel Energie. Der Sonnenstrom reicht nicht nur für das ganze Gebäude, ein Teil davon fliesst zudem ins Netz. Besonders erfreulich: Der Strom fliesst auch in den dunklen Monaten reichlich. Michael Reist: «Auch im Winter sind die solaren Erträge sehr hoch und entsprechend wertvoll.» Bei tiefen Sonnenständen trifft das Sonnenlicht nahezu senkrecht auf die Solarzellen. Bekanntlich funktionieren Solarpanels am effizientesten bei voller Sonne und tiefen Temperaturen. 

 

Mit der einzigartigen Solarfassade am Neubau des AUE hat Megasol ein aufsehenerregendes Gesellenstück abgeliefert. Wobei der Solarmodulhersteller mit Sitz in Deitingen seit einem Vierteljahrhundert bestens etabliert ist. Die Herstellung ihrer Produkte geschieht ausschliesslich mit erneuerbarer Energie. Zudem setzt sich Megasol für ökologische und soziale Projekte in armen Regionen ein. 

 

Nun zählen alle Klimaschützerinnen der Schweiz auf die Zürcher Stimmenden am nächsten Wochenende. Sie freuen sich darauf, dass ein kräftiges und überzeugendes Ja zum Energiegesetz eine goldige Solarzukunft einläutet.

Christa Dettwiler