Fakten statt Behauptungen

Bild: klimaschutzgesetz.ch
Bild: klimaschutzgesetz.ch

Der Professor ärgert sich. Thomas Stocker, einer der bedeutendsten Klimaforscher der Welt und Professor an der Univerität Bern ärgert sich über die Propaganda gegen das Klimaschutzgesetz, das am 18. Juni zur Abstimmung kommt. «Schrill» nennt er die Gegenkampagne, «aggresiver noch als bei der Abstimmung um das CO2-Gesetz 2021».

Der Flyer, von dem im letzten Klima-Blog die Rede war, sei voller Lügen. Für jene, die sich davon verunsichern lassen, fasst Thomas Stocker im Tages-Anzeiger die wesentlichen Fakten zusammen:

 

Behauptung: Die Klimaerwärmung ist nicht menschengemacht.

 

Fakt: CO2 ist ein Treibhausgas. Ein Anstieg von CO2 um über 50 Prozent wird seit 1750 gemessen. Er wird durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas sowie durch die Abholzung verursacht – ist also 100 Prozent menschengemacht. Gehen die Emissionen nicht zurück, führt das zur globalen Erwärmung um 4 bis 5 Grad. Die Treibhausgas-Emissionen müssen bis 2050 auf netto null sinken, um die Erwärmung auf unter 2 Grad zu beschränken. 

 

Behauptung: Panik erzeugende theoretische Modelle.

 

Fakt: Modelle sind unerlässlich, um künftige Risiken abzuschätzen. Die Modelle enthalten die Physik der Atmosphäre und des Ozeans sowie des Eises. Diese Modelle zeigen, dass die Erwärmung seit Beginn des 20. Jahrhunderts durch den Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre verursacht wurde. 

 

Behauptung: Die Stromkosten werden ins Horrende steigen.

 

Fakt: Dieses Gesetz gibt erstmals einen Rahmen, um die Schweiz klimafit zu machen. Wir werden das Netto-Null-Ziel nicht erreichen, wenn wir heute alte, ausgediente Ölheizungen wieder durch neue fossile Anlagen ersetzen oder Fenster nicht erneuern, oder Häuser nicht isolieren. Die im Gesetz vorgesehenen Fördergelder von 200 Millionen jährlich geben dazu einen grossen Anreiz. Geht es um Wärmepumpen, wird sofort nach den Kosten gefragt, beim Einbau von Ölheizungen kommt diese Frage nie. Für eine neue Ölheizung werden während der Lebenszeit mehrere Zehntausend Franken für Heizöl anfallen. Dieses Geld geht direkt an die erdölfördernden Länder, zum Teil an Diktaturen. Saniere ich Fenster, ersetze ich Heizsysteme, isoliere ich Dächer und rüste mich mit Solaranlagen aus, dann gebe ich dasselbe Geld dem KMU um die Ecke und dem einheimischen Gewerbe.

 

Wer den Gedankengängen von Thomas Stocker – und eigentlich allen, die wirklich etwas von der Materie verstehen – folgt, stimmt am 18. Juni voller Überzeugung Ja zum Gegenentwurf zur Gletscherinitiative. Nicht nur bleibt das Geld für den energetischen Umbauten grösstenteils im eigenen Land, die Energiewende schafft zusätzliche Arbeitsplätze, und zwar in grossem Mass. Und das wiederum bedeutet, dass junge Menschen neue Möglichkeiten erhalten, sich zu qualifizierten Handwerkern und Fachfrauen mit äusserst erfreulichen beruflichen Zukunftsaussichten ausbilden zu lassen. 

 

Alle diese Faktoren sollten eigentlich einer Partei, die sagt, sie sorge sich um das Wohl des Landes und des Volkes, ebenfalls einleuchten. Und wenn ihr wirklich daran gelegen wäre, würde auch sie sich mit aller Kraft für das Klimaschutzgesetz engagieren. 

Christa Dettwiler