Energiesparkocher für Schulküchen in Madagaskar
In den letzten 15 Jahren hat Solarspar die Schweizer NGO Ades Solaire in Madagaskar unterstützt. Das Projekt, bei dem Schulen mit energie- und kosteneffizienten Küchen ausgestattet wurden, ist nun zum Abschluss gekommen. Die letzten 9 von 25 mit Energiesparkochern ausgestatteten Schulküchen versorgen 400 Kinder mit warmen Mahlzeiten.
Ades Solaire ist eine Schweizer NGO, die seit 2001 in Madagaskar tätig ist. Mit innovativen Solar- und Energiesparkochern trägt sie aktiv zur Reduktion des Holzverbrauchs bei und hilft, die Wälder vor den Auswirkungen von Abholzung und unnachhaltiger Ressourcennutzung zu schützen. Zusätzlich setzt sich die Organisation durch Bildungsprogramme für ein stärkeres Bewusstsein in Bezug auf nachhaltige Energienutzung und Umweltschutz ein. Ades Solaire engagiert sich auch in Aufforstungsprojekten, um den fortschreitenden Verlust von Waldflächen zu stoppen. Für ihre effektiven und innovativen Projekte wurde die Organisation mehrfach international ausgezeichnet.
Ein kleiner Ofen aus Ton, der aus lokaler Erde gebrannt ist, umrandet von Metall: Der Energiesparkocher von Ades ist für viele zwar eine Anschaffung, aber erschwinglich. Er macht das Kochen leichter, schont die Umwelt und ist landesweit gefragt. In Madagaskar hilft er zahlreichen Menschen in Not. Denn im ehemaligen Naturparadies hat sich Hunger ausgebreitet. Fast die Hälfte der Bevölkerung kann sich nicht ausreichend ernähren. Dabei war die viertgrösste Insel der Welt im Indischen Ozean einst so reich an vielfältiger Vegetation und einzigartigen Tieren wie kaum ein anderes Land. Eine lang anhaltende Dürre im Zug des Wetterphänomens El Niño und die Folgen des Klimawandels beeinträchtigen die Lebensbedingungen. Die Ernährungslage ist dramatisch, und die Folgen wiegen schwer. Bei Kindern führt Mangelernährung zu Entwicklungsverzögerungen, kleine Mädchen und Jungen sind mitunter sogar vom Hungertod bedroht. Schülerinnen und Schülern fällt es schwer zu lernen, wenn ihr Magen knurrt. Dabei wäre Bildung für viele ein Weg aus der Armut. Auch deshalb ist es wichtig, die Kinder an Schulen gut zu versorgen.
Ades Solaire setzt sich in Madagaskar für Umweltschutz, insbesondere für den Schutz und die Aufforstung der Wälder ein, für Bildung und die Aufmerksamkeit für ökologische Zusammenhänge. Energiesparendes Kochen gehört als wichtige Strategie dazu. Denn die Mehrheit der Haushalte kocht auf offenem Feuer. Madegassen wenden viel Zeit und Energie auf, um Brennstoff zu beschaffen. Ihn zu kaufen ist teuer, durchschnittlich bezahlen sie dafür bis zu einem Drittel ihres Einkommens. Die Abholzung hat zudem Spuren der Verwüstung hinterlassen. Von der einstigen Waldfläche ist nur noch ein Zehntel übriggeblieben. So breiten sich Savanne und Steppe aus, die Temperaturen steigen, Tierarten sterben aus.
Zunächst hat Ades Solarkocher entwickelt, die allein mit Sonnenenergie betrieben werden. Heute stellt die Organisation vor allem Energiesparkocher her. Diese werden zwar mit Holz und Kohle erhitzt, aber sie brauchen bis zu 66 Prozent weniger Brennstoff als offene Feuerstellen.
Für Grossküchen angepasst, kommen sie nun auch in Schulen zum Einsatz, zusammen mit «Wunderkisten», worin Reis nach nur fünf Minuten Erhitzen ohne weitere Energiezufuhr fertig gart. Zur Ausstattung der letzten 9 von 25 Schulküchen im Süden Madagaskars hat Solarspar 25'000 Franken beigetragen. Damit ist das Projekt 2023 zum Abschluss gekommen. Jede Küche verfügt auch über einen 300-Liter-Solarwarmwasseraufbereiter mit Wasserfiltern, einen Wasserturm mit Zisterne und einen Holzschuppen.
Die Neuerungen bringen viele Vorteile. Dass die Kocher weniger Brennholz brauchen, senkt die Kosten und reduziert die Umweltbelastung. Wasser, das mit Solarenergie erhitzt und gefiltert worden ist, fliesst direkt in die Küche. Damit fällt das tägliche Heranschleppen von viel Holz und bis zu 200 Litern Wasser fast ganz weg. So geht die Arbeit in der Küche dem eigens geschulten Personal leichter und schneller von der Hand. Die Köchinnen müssen die Mahlzeiten nicht mehr ständig überwachen und haben rund drei Stunden mehr Zeit für andere Beschäftigungen. Besonders wichtig: Der Rauch entweicht neu über einen Kamin und das Dach. «Meine Gesundheit hat sich erheblich verbessert», erzählt eine Köchin. «Früher litt ich oft unter Schwindelanfällen durch den schädlichen Rauch. Aber jetzt fühle ich mich viel besser und gesünder.»
Solarspar-Magazin 2024/03, Nina Toepfer