Ausbildung von Solarfachleuten in Kirgistan
Kirgistan steckt in einer Energiekrise und setzt deshalb verstärkt auf Solarenergie. Doch es mangelt an Fachleuten. Mit Unterstützung von Solarspar bildet das Bulan Institute for Peace Innovations in Bischkek erstmals Solarfachkräfte aus verschiedenen Landesteilen aus.
Das Bulan Institute for Peace Innovations wurde 2017 gegründet und hat seinen Sitz in Genf. Es ist eine Non-Profit-Organisation, die sich auf Friedensförderung und nachhaltige Entwicklung spezialisiert, insbesondere in Zentralasien, dem Nahen Osten und Eurasien.
Innerhalb der letzten fünf Jahre hat sich der Energieverbrauch in Kirgistan verdoppelt, denn die Bevölkerung wächst. Ihr Bedarf kann kaum noch gedeckt werden. Fossile Brennstoffe liefern den Grossteil der gesamten Energie, also Heizwärme und Strom. Sie verursachen eine hohe Luftbelastung.
Im gebirgigen zentralasiatischen Land liefert Wasserkraft mehr als neunzig Prozent des Stroms. Wegen Dürren und schwindender Gletscher sinken die Pegel der Flüsse und Reservoirs der Wasserkraftwerke, und es kommt zu Stromausfällen. Eine in die Jahre gekommene Infrastruktur und die Folgen des Klimawandels verstärken die Energiekrise.
Mit einem Notfallplan will die Regierung der Krise nun längerfristig begegnen und die Produktion von Wind- und Solarenergie ausbauen. Auf bestehenden und neuen Dächern sollen kleinere Photovoltaik-Anlagen errichtet werden. Neue gross angelegte Solarparks in verschiedenen Regionen werden eine errechnete Leistung von acht Gigawatt erbringen. Fünf dieser Anlagen sind derzeit im Bau.
Kirgistan bietet ein grosses Potenzial für Solarenergie, mehr als 3000 Quadratkilometer Landesfläche eignen sich für Photovoltaik-Anlagen. «Doch dieses Potenzial ist noch nicht angezapft», sagt Cholpon Orozobekova. Die kirgisische Expertin für internationale Sicherheit und ehemalige Journalistin hat das Bulan-Institut gegründet, eine Nonprofit-Organisation mit Sitz in Genf, die sich für Friedenssicherung einsetzt.
Aus ihrer Sicht hängen friedliche und nachhaltige Entwicklung zusammen, sie bringen Bildung, Fortschritt, soziale Gleichheit, Würde und Gerechtigkeit. Deshalb hat das Institut ein eigenes Programm ins Leben gerufen, das sich an den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGS) orientiert, insbesondere am Ziel, erneuerbare Energie für alle zugänglich zu machen. Da in Kirgistan Fachleute für Photovoltaik-Anlagen fehlen, wurde mit dem «Solar Skills Development Project» eine Ausbildung für Solarfachleute konzipiert.
Gendergerechtigkeit sei zentral für eine nachhaltige Entwicklung, meint Cholpon Orozobekova und setzt sich dafür ein, dass auch Frauen am Lehrgang teilnehmen. Dieser Wissenstransfer soll den von der Regierung initiierten Ausbau von Solarenergie und ihre Integration ins Stromnetz beschleunigen.
Der Bildungsgang wird von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa OSZE und von Solarspar unterstützt. Mit dem Beitrag von Solarspar konnten Computer, Büroeinrichtungen und Monitoringsysteme, aber auch Schulungsmaterialien für praktische Übungen bereitgestellt werden, etwa Module, Wechselrichter, Kabel, Batterien sowie Sicherheitsmaterialien wie Helme, Seile und Gurte.
Bereits haben 24 Energiespezialistinnen aus staatlichen Energiebetrieben den Pilotlehrgang durchlaufen. Die Ausbildung findet an der Staatlichen Technischen Universität in Bischkek statt, die einen eigenen Fachbereich für erneuerbare Energien unterhält. Die Schulung unter der Leitung von Dozierenden der Hochschule sowie von Experten aus verschiedenen Energiebetrieben dauert acht Tage. Dabei lernen Elektriker, Ingenieurinnen und andere Spezialisten, Solaranlagen zu betreiben und Solarstrom ins Netz einzuspeisen.
Theorie wird vermittelt, Anwendungen werden geübt. Ein gut ausgestattetes Labor und eine eigene Solaranlage auf dem Dach der Universität bieten konkrete Anschauung. «Ohne die Unterstützung von Solarspar wären diese praktischen Übungen nicht möglich», so Cholpon Orozobekova. Und gerade die Praxis sei wichtig für das Land. «Wir sind sehr dankbar, dass Solarspar uns ermöglicht hat, ein gutes Fundament zu erstellen.»
Sind heute bereits Resultate sichtbar? «Ja, sicher», meint Cholpon Orozobekova. Fast die Hälfte der Absolventinnen und Absolventen des Pilotlehrgangs setzt ihr Know-how bereits in bestehenden staatlichen Betrieben ein, erzählt sie. Andere sind in der Planung, der Lagebeurteilung und in weiteren Vorbereitungsprozessen für neue Solaranlagen eingebunden.
Die Hauptphase des Projekts ist auf drei Jahre ausgelegt und hat bereits begonnen. Pro Jahr sind fünf Ausbildungsgänge für je etwa 24 Teilnehmende vorgesehen. Idealerweise absolvieren Fachleute aus staatlichen Betrieben, aber auch unabhängige Expertinnen die Ausbildung. Sie ist so konzipiert, dass das Projekt auf andere zentralasiatische Länder ausstrahlen und den Ausbau von Solarenergie bei den Nachbarn Usbekistan, Tadschikistan und Kasachstan fördern soll. Handbücher über das Errichten und Betreiben von Solaranlagen werden auf Kirgisisch und Russisch erstellt. Ferner will das Institut die Öffentlichkeit für Solarenergie sensibilisieren und lokalen Gemeindevorstehern Wissen über erneuerbare Energiequellen vermitteln.
Im nächsten konkreten Schritt soll das Schulungszimmer an der Universität in ein permanentes Trainingszentrum ausgebaut werden, erzählt Cholpon Orozobekova. «Dabei sind knappe Ressourcen die grösste Herausforderung.» Sie hofft auf neue Partnerschaften und Unterstützung. «Denn Kirgistan braucht unser Zentrum, das Wissen und gut ausgebildete Solarfachleute, damit der Ausbau von Solarenergie gelingt.»
Solarspar-Magazin 2025/04, Nina Toepfer