Mehr sauberes Wasser für weniger Geld dank Solarpumpen

Solarpumpen für Trinkwasser und Bewässerung

Der Schweizer Geologe Fredy Wirz setzt sich mit grossem Engagement für die Ver­besserung der Wasser­versorgung in Ecuador, Haiti und der Dominikanischen Republik ein. Im Zentrum seiner Arbeit stehen solar­betriebene Pumpen­systeme, die einen nachhaltigen und ressourcenschonenden Zugang zu Wasser ermöglichen.

Als Initiant, treibende Kraft und Botschafter der „Klimaresilienz-Solarpumpenprojekte“ vermittelt Wirz lokalen Gemein­schaften die ökologischen und wirtschaftlichen Vorteile dieser Technologie. Drei Systeme sind bereits erfolgreich in Betrieb – bei der domini­kanischen Biobananen­kooperation Banelino, bei der haitianischen Bauern­organisation FOI sowie im Amazonas­gebiet von Ecuador.

In der aktuellen Projektphase präsentiert Wirz seine Lösung gezielt Organisationen, Kooperativen, Bauern und weiteren lokalen Akteuren, um eine tragfähige Finanzierung aufzubauen. Wie bereits in der Vergangen­heit unterstützt Solarspar auch 2024 sein Engagement mit einem Beitrag von 20'000 Franken.


 

Fredy Wirz, Geologe mit Nachdiplom vom NADEL der ETH Zürich, entwickelt Solar­pumpen­lösungen für eine bessere Wasser­versorgung. Von Sissach aus führt er mit seiner Firma WirzSolar GmbH Projekte in Haiti, Ecuador und der Domini­kanischen Republik durch. Die Systeme stärken lokale Gemeinschaften und fördern den nach­haltigen Umgang mit Ressourcen.


Interview mit Fredy Wirz aus Solarspar-Magazin 4/2024

Fredy Wirz, wie hat Ihr Engagement für den Einsatz von Solarpumpen begonnen?

Erstmals habe ich an solar­betriebene Wasser­pumpen gedacht, als ich in der Wüste von Mali bei Timbuktu Brunnen baute, wo es keine Strom­versorgung gab. Dort konnten wir mit dem UNHCR und dem Schweizerischen Roten Kreuz mehrere Dorf­gemeinschaften mit Solar­pumpen­anlagen ausrüsten. Diese Aktivitäten habe ich 2010 nach dem kata­stro­phalen Erdbeben auch in Haiti weitergeführt, wo ich als Mitglied des Katastrophen­hilfe­corps für Unicef mitgeholfen habe, solare Wasser­versorgungen an Schulen einzurichten. Zuletzt haben wir mit einem eigenen Projekt, das auch von Solarspar unterstützt wurde, nach dem Wirbelsturm Matthew im Süden Haitis ein Dorf­wasser­system wieder instand gestellt und zwei Schulen mit Trinkwasser versorgt.

Dieses Jahr haben Sie zwei Demonstrations- und Evaluationsreisen unternommen. In welchem Stadium ist das Klimaresilienz-Solarpumpen­projekt?

Die Pilotphase wird nun ausgebaut. Ich möchte die Arbeiten in Ecuador, Haiti und der Dominikanischen Republik miteinander verbinden, um Synergien zu nutzen. Dieses Jahr konnte ich die Solar­pumpen vielerorts präsentieren und mit Bauern­vereinigungen, internationalen Organisationen und an Universitäten Gespräche führen. Das Wichtigste ist nun, verlässliche Partner und eine Finanzierung zu finden.

Welche Kontakte bestehen bereits?

Ein Beispiel: Die grosse US-amerikanische Organisation Panamerican Development Foundation ist auf mein Projekt aufmerksam geworden und hat mich um eine Vorführung der hocheffizienten Sunlight-Solarpumpen, eines Schweizer Produkts, gebeten. Nun ist eine Zusammenarbeit konzipiert. Ich arbeite aktuell einen Vorschlag für die nächste Phase in Haiti aus.

Wie finanziert sich das Projekt?

Um den meist sehr armen Menschen Zugang zur Technologie zu verschaffen, ist eine Kombination aus Spenden, Mikrokrediten und Geldsendungen von Familien­angehörigen (Diaspora, v. a. in den USA) die beste Lösung. Mit einem Fonds könnten die mit bis zu 18 Prozent zu hohen lokalen Mikrokredit­zinsen reduziert werden. Derzeit arbeiten wir am Konzept eines solchen Fonds.

Welche Vorteile bringt die Solarpumpe den Menschen ganz konkret?

In wenigen Worten: Sie hätten mehr Wasser und Nahrungs­mittel für weniger Geld und schützten gleichzeitig das Klima. Die Armut in den Projekt­regionen ist sehr gross; und auf dem Land gibt es oft keine Strom­versorgung. Deshalb sind dort vermeintlich günstigere Diesel­pumpen sehr verbreitet. Aber diese Pumpen verursachen schnell neue Kosten: Diesel wird immer teurer oder ist oft gar nicht verfügbar. Die Pumpen fallen nach relativ kurzer Zeit aus und müssen repariert oder ersetzt werden. Natürlich sind auch die CO2-Emissionen schädlich. Mit einer Solar­pumpen­anlage hingegen fällt nur ein einmaliger Kaufpreis an, denn der Strom zum Betrieb der Pumpe kostet nichts. Die in diesem Pilot­projekt eingesetzten Sunlight-Solarpumpen sind nach zwei Jahren amortisiert und haben eine Lebens­dauer von zehn Jahren. Somit sind sie letztlich viel günstiger und umwelt­freundlicher.

Sie sprechen in Ihrem Projekt von Klimaresilienz. Was meinen Sie damit?

Damit meine ich, dass die Menschen dank Solarpumpen mehr verdienen und Nahrungs­mittel günstiger und umwelt­freundlicher produzieren können. Mit mehr Einkommen können sie sich auch besser gegen die Folgen des Klima­wandels wie Hurrikane, Dürren und Über­schwemmungen schützen. Ihre Nahrungs­sicherheit und Widerstands­fähigkeit werden so wesentlich verbessert.

Sie haben die Pumpen bei Plantagen­kooperationen und Bauern, bei Organisationen und Universitäten vorgeführt. Wie sind die Reaktionen?

Die Menschen, deren Versorgung direkt von einer Pumpe abhängt, weil sie Trinkwasser für Schulen und Wasser für Gemüse­gärten, Kakao- und Bananen­plantagen brauchen, sind zunächst begeistert. Doch Sie müssen sich vorstellen: Viele Familien verdienen weniger als fünf US-Dollar pro Tag und leben in sehr prekären Verhältnissen. Da übersteigt es ihre Möglich­keiten, sich ohne unsere Unter­stützung eine Solar­pumpe anzu­schaffen. So wählen die meisten die kurz­fristig günstigere Diesel­pumpe. Unsere Aufgabe ist es nun, deutlich zu machen, dass die langfristige Rechnung mit einer Solar­pumpe mit einem Gewinn für sie ausfällt – und für das Klima.

Welche Rolle spielen die Hochschulen?

Organisationen und Hochschulen nehmen die Idee positiv auf und möchten sich etwa mit Wirkungs­studien an den Projekten beteiligen. Die Zusammen­arbeit mit ihnen ist sehr wichtig, denn sie können den Nutzerinnen und Nutzern vermitteln, wie sie Wasser mit den Solar­pumpen pumpen und mit mobilen Trink­wasser­auf­bereitungs­sets trinkbar machen können. Sauberes Wasser ist zentral für die Grund­versorgung, für die Hygiene und die Gesundheit. Viele Kinder in Haiti bekommen nur in der Schule Trink­wasser und die einzige Mahlzeit am Tag. Es gibt auch Kantinen und Schul­gärten, deren Ertrag ganzen Familien zugute kommt.

Wie viele Menschen können von einer Solar­pumpe profitieren?

Eine kleine Sunlight-Solarpumpe kann bei Sonnenschein bis zu 20'000 Liter Wasser pro Tag pumpen. Bauern haben in Genossen­schaften die Gelegenheit, eine Pumpe gemeinsam zu verwenden. Familien können sich zusammen­schliessen, um einen Mikrokredit aufzunehmen und sich abzuwechseln, wer wann pumpt. So können Gemeinschaften Synergien nutzen, um die Kosten zu tragen und von einer Pumpe zu profitieren.

Solarspar-Magazin 2024/04, Interview: Nina Toepfer

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