Money, Money, Money ...

Schweizerische Kreditanstalt, 1963
Bild: Baugeschichtliches Archiv Zürich

Sollte Saudi Aramco im Dezember tatsächlich an die Börse gehen – und alle Zeichen deuten darauf hin – wird es Geld regnen. Die Schürze gehoben, um den Segen aufzufangen, hat auch die Credit Suisse. Sie ist eine der «Lead-Banken», die den Börsengang organisieren, und erwartet dafür bis zu 450 Millionen US-Dollar Gebühren.  

Saudi Aramco, der profitabelste Konzern der Welt, gehörte bislang ganz allein der saudischen Königsfamilie. Sie sitzt auf Reserven von 268 Milliarden Barrel Erdöl. Hei, was man damit alles machen kann! Zum Beispiel ein Drittel zur Klimaerwärmung von 1,5 Grad Celsius beitragen. 

 

Kein Hinderungsgrund für CS-CEO Tidjane Thiam und seine Mannen – darunter Bundesrat Ueli Maurer – Ende Oktober in Riad darüber zu referieren, wie «Investoren in einer multipolaren Welt gedeihen und überleben» können. Thiam wusste genau, wie. Denn da war die fette Geldregenwolke bereits am Horizont aufgezogen. 

 

Ist ja nett, dass im internen Verhaltensmanual der CS so politisch korrekte Dinge stehen wie «ökologische und gesellschaftliche Nachhaltigkeit». Saudi Aramco und die Königsfamilie erfüllen zweifellos diese Bedingungen. Stichworte: Belastung der Atmosphäre mit 2 000 Millionen Tonnen CO2 jährlich und Jamal Kashoggi. Die CS wird mit ihrem Deal ihre negative Klimabilanz, die 2017 schon mit finanzierten 82,6 Mio. Tonnen CO2 durch die Decke ging, auf neue Rekordhöhen treiben.

 

Aber was sind schon ein paar Millionen Tonnen CO2, wenn’s dafür ein paar Hundert Millionen US-Dollar in die Kasse spült. Schliesslich müssen doch die Investoren in dieser multipolaren Welt nicht nur überleben, sondern gedeihen. 

 

Der CS-Deal kommt ziemlich gleichzeitig mit dem Entscheid der 28 EU-Mitgliedstaaten, die Europäische Investitionsbank (EIB) in ein fossilfreies Geldhaus umzubauen. Eigentlich wollte das Geldinstitut schon nächstes Jahr zur «Klimaschutzbank» werden, um EU-Staaten beim Erreichen ihrer Ziele zu unterstützen. Jetzt wird es halt 2021. Grund für die Verzögerung ist der anfängliche Widerstand bestimmter Länder, darunter auch Kohle- und Gasproduzent Deutschland. 

 

Die EIB kommt grössenmässig zwar nicht an Saudi Aramco heran (Jahresgewinn 111 Mrd. US-Dollar), aber sie hat im vergangenen Jahr immerhin Kredite von 60 Mrd. Euro vergeben. Und ihr Entscheid könnte für andere Geldinstitute Signalwirkung haben. Laut der NGO «Banktracker» vergaben die 33 grössten Banken der Welt seit der Verabschiedung des Pariser Klimaschutzabkommens insgesamt Kredite in Höhe von 1,9 Billionen US-Dollar für Kohle-, Öl- und Gasprojekte. Seit 2015 fliesse sogar von Jahr zu Jahr mehr Geld in die Erschliessung klimaschädlicher Ressourcen, allein 2018 rund 650 Milliarden US-Dollar, so die Berechnungen der NGO. Die Weltbank hat immerhin vor zwei Jahren angekündigt, keine Öl- und Gasprojekte mehr zu fördern.

 

Sollten Sie etwas Münz herumliegen haben, können Sie ebenfalls in den Saudi-Deal einsteigen. Die Aktie des wohl grössten Börsengangs der Welt soll um die acht Franken kosten. Ob Sie damit jedoch überleben oder gedeihen ist alles andere als sicher. Das hängt nicht nur vom schwankenden Ölpreis ab, sondern auch davon, wie ernst es der Welt mit dem Schutz des Klimas ist.

 

Christa Dettwiler