Stromwirtinnen und Landwirte

Landwirtschaft und Klimaschutz
Foto: Adrian Infernus auf Unsplash

Landwirtschaft und Klimaschutz:

Verursacherin? Leidtragende? Problemlöserin?

 

Der Klimawandel ist ohne Zweifel auf den Schweizer Äckern und in den Kuhställen angekommen. Zurzeit ist der Bauernstand vor allem damit beschäftigt, sich gegen den Generalverdacht zu wehren, er sei einer der Hauptverursacher der steigenden Temperaturen und des entsprechend extremen Wetters. Nicht Verursacher seien sie, vielmehr Betroffene. 

Dieter Bögli, Leiter der Berufsfachschule am Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung, sieht die Sache etwas differenzierter. «Die Landwirtschaft», sagte er gegenüber der Bauernzeitung, «ist betroffen vom Klimawandel, ist zu einem gewissen Teil Mitverursacherin und kann aber vor allem auch einiges zur Lösung beitragen».

 

Wie solche Lösungen aussehen könnten, soll nun im Februar an einer Tagung im Ebenrain in Sissach diskutiert werden. Und zwar ganz praktisch, wie Bögli betont. 

 

Solarspar hat schon zu Beginn dieses Jahrtausends gezeigt, wie solche durch und durch praktischen Beiträge der Landwirtschaft aussehen könnten: Seit 19 Jahren produziert das Solarkraftwerk auf dem Stalldach der Bauernfamilie Brändli in Wädenswil sauberen Strom. Seit letztem Jahr liefert auch der Hof Dangern in Diegten (BL) Solarstrom. Damit sind es rund ein Dutzend Solarspar-Sonnenkraftwerke, die auf Stalldächern, Wohnhäusern oder Hofläden Strom ins Netz speisen und/oder den Eigenverbrauch decken. 

 

Das Potenzial ist natürlich noch viel, viel grösser. Das hat auch die Politik entdeckt. Der Luzerner CVP-Nationalrat Leo Müller hat noch Ende letzten Jahres mit Gleichgesinnten eine entsprechende parlamentarische Initiative eingereicht. Er ist überzeugt, «mit Fotovoltaik auf den Dächern der Landwirtschaftsbetriebe können wir drei ganze Atomkraftwerke ersetzen».

 

Der Bauer Fritz Sahli aus Uettligen bei Bern gibt dem Politiker recht. Er sieht sich selbst sowohl als Land- wie auch als Stromwirt. Allein mit der Anlage auf seinem Stalldach kann er 80 Haushalte mit Solarstrom versorgen. Was ihm besonders Freude macht: «Die Entwicklung ist rasant!» In dem Mass wie die Kosten für Fotovoltaik-Anlagen sinken, steigen die Einnahmen der Bauern.

 

Etwa 8000 Sonnenkraftwerke verwandeln auf Schweizer Landwirtschaftsbetrieben bereits Sonne in Strom. SP-Nationalrat Roger Nordmann, der in seinem Buch «Sonne für den Klimaschutz» vorrechnet, wie sich die Schweiz mit Sonnenkraft versorgen könnte, sagt: «Wenn die Landwirte auch Stromwirte werden, rücken wir der Energiewende einen grossen Schritt näher.»

 

Da können wir nur freudig nicken und sagen: Das haben wir vor zehn Jahren auch schon gesagt …. Danke. Und wir bleiben dran. 

 

Christa Dettwiler