Auch wenn das Klima kollabiert

Nationales Forschungsprogramm Energie in der Schweiz
Foto: Tim Foster auf Unsplash

 

Komfort ist wichtiger: Die beiden Nationalen Forschungsprogramme «Energiewende» (NFP 70) und «Steuerung des Energieverbrauchs» (NFP 71) haben im Januar das gemeinsame Programm-Resümee veröffentlicht. Insgesamt 103 Forschungsprojekte beschäftigen sich mit dem Thema Energie in der Schweiz. Sie sind dazu da, «Schlüsselakteuren, die das Energiesystem in wesentlichem Masse prägen und entsprechend gestalten», Lösungsansätze und Empfehlungen in die Hand zu geben.

In 103 Forschungsprojekten kommt ein ganzer Haufen Wissen zustande. Zum Glück haben die Forschenden ein Resümee verfasst.

 

Das ist jedoch, gelinde gesagt, ernüchternd. Dazu ein Beispielssatz: «Unter dem Strich zeigen die Untersuchungen des NFP Energie, dass die Schweizerinnen und Schweizer zwar grundsätzlich einem Umbau des Energiesystems gegenüber positiv eingestellt sind.» Das entscheidende Wort hier ist «zwar». Denn auf jedes zwar folgt irgendwann ein aber.

 

Und das kommt, sobald der Umbau konkreter wird. Etwa wenn es um das eigene Verhalten geht. Da sei, so schreiben die Forscherinnen, die Akzeptanz nicht mehr so klar gegeben. Das ist ja nun nicht gerade neu. Älteren Energiehasen kommt so einiges in diesen Forschungsergebnissen nur allzu bekannt vor. Leider, muss man sagen. So empfiehlt das NFP Energie etwa, dass «Bevölkerung und Wirtschaft sowohl den Gesamtnutzen als auch die individuellen Vorteile erkennen können müssen».

 

Ja, Sie haben richtig gelesen. Menschen sind offenbar nur dann zu verantwortungsvollem Handeln zu motivieren, wenn sie sich einen Vorteil davon versprechen. Ist schon irgendwie traurig. 

 

Ein weiterer Schritt zur Akzeptanz ist die Swissness: «Stehen Schweizer Investoren und wenn möglich sogar regionale Firmen oder öffentliche Unternehmen hinter einem Projekt, ist die Akzeptanz markant höher.»

Auch dieser Punkt stimmt nachdenklich. Schweizerinnen haben ganz offensichtlich ein Vertrauensproblem, wenn es um nicht inländisches Know-how, Geld oder Produkte geht. 

 

Wie gesagt, das Fazit ist ziemlich ernüchternd. Dieselben Themen, mit denen wir uns schon vor 40 Jahren abgemüht haben, sind nach wie vor aktuell. Drohende Klimakatastrophe hin oder her. Wenn man sich bis zum Schlusssatz durchgekämpft hat, versteht man plötzlich auch, wieso: «Gesundheit, Lebensqualität, Komfort, Sicherheit und Zeitverfügbarkeit haben für die Meinungsbildung einen viel höheren Stellenwert als der Energieverbrauch.» Dann bleiben wir in der Klimakatastrophe mal schön gesund und fühlen uns komfortabel. 

Christa Dettwiler