Sonnenenergie an der Arbeit

Photo:  Mari Helin auf Unsplash
Photo: Mari Helin auf Unsplash

Jetzt kommt sie wieder, die Jahreszeit, in der wir verzückt und verblüfft der Sonnenenergie bei der Arbeit zuschauen dürfen: An den Bäumen und aus der Erde lockt sie zartes Grün hervor, Krokussen und Osterglocken öffnet sie die farbenfrohen Kelche, Amsel, Drossel, Fink und Konsorten bewegt sie zur Wohnungssuche, damit sie für Nachwuchs sorgen. Den ersten Bienen, die noch etwas unbeholfen durch die Welt taumeln, wärmt sie die Flügel. 

Auch der Mensch streckt sich der Sonne entgegen und tankt nach der Winterpause Wärme und Licht. Da passt doch der Vorstoss der GLP perfekt in die Jahreszeit des Aufbruchs und Neuanfangs. Eine veritable «Solaroffensive» soll es werden. Gleich in mehreren Kantonen wird sie schon oder noch per Vorstoss vorangetrieben. Die Forderung ist klar und einfach: Die Kantonsregierungen sollen dafür sorgen, dass auf allen geeigneten Dächern von kantonalen Liegenschaften Sonnenkraftwerke gebaut werden.

 

Das Potenzial für einen Grossoffensive ist gegeben: Laut Bundesamt für Energie könnten Schweizer Dächer und Fassaden, mit entsprechender Technologie ausgerüstet, die gesamte Stromproduktion des Landes glatt mit der Sonne herstellen, rund 67 Terawattstunden pro Jahr. 

 

Wie viel Luft nach oben besteht, zeigt die aktuelle Produktion von Solarstrom: kärgliche 2,4 TwH.

 

Auch der Bundesrat wird in die Pflicht genommen. Per Motion wird er gebeten aufzuzeigen, wie bei bundeseigenen Liegenschaften innerhalb von fünf bis zehn Jahren geeignete Dach- und Fassadenflächen mit Solaranlagen ausgerüstet werden können. Dieser Auftrag an den Bundesrat ist nicht neu. Schon im letzten Sommer hat er sich diese Aufgabe selber gesetzt. Neu am GLP-Vorstoss ist jedoch, dass auch Dritte – private Anbieterinnen, Genossenschaften oder Vereine wie Solarspar – bei jenen Flächen zum Zug kommen sollen, die der Bundesrat oder die Kantone nicht selbst bewirtschaften wollen oder dürfen. Dazu schlägt die GLP einen Online-Marktplatz vor, auf dem die passenden Dächer oder Fassaden angeboten werden könnten.

 

David Stickelberger, Geschäftsleiter von Swissolar, freut sich über die Idee, denn es sei oft nicht leicht für Anlagenbauer geeignete Dächer zu finden. Auch aus anderen politischen Lagern findet die Idee Unterstützung. Immerhin haben Vertreterinnen aller Fraktionen die Motion von GLP-Nationalrätin Barbara Schaffner unterzeichnet. Nur die SVP will doch lieber noch etwas warten. Nationalrat Mike Egger mäkelt, es gebe ja auch noch anderswo Handlungsbedarf, etwa bei Privatpersonen, die zum Beispiel unter Schutz stehende Liegenschaften besitzen und mit hohen bürokratischen Hürden zu kämpfen hätten, wenn sie Strom produzieren wollten.

 

Jahaa, stimmt eigentlich. Vielleicht sollte man dieses Problem, das bestimmt zwei oder drei Vorhaben betrifft, zuerst lösen? Und mit dem möglichen flächendeckenden Ausbau der Solarenergie besser weiter zuwarten. 

 

Christa Dettwiler