Weitgehend unbeachtet von grossen Medien wurden Anfang Dezember die europäischen Solarpreise verliehen. Immerhin haben diese Auszeichnungen eine lange Tradition. Seit 1994 anerkennt EUROSOLAR immer wieder spannende, innovative und zukunftsweisende Projekte für eine regenative und dezentrale Energieversorgung.
EUROSOLAR-Präsident und Vorsitzender der Jury, Peter Droege, sagt dazu: «Angesichts der offenkundigen fossilen Klimabedrohung müssen alle zentralen Energiesysteme, auch die auf nuklearen Ressourcen basierenden, jetzt abgebaut und ersetzt werden ... Für alle, die noch Hoffnung auf den Erhalt des Lebens auf der Erde hegen, gibt es keine Alternative, die Verbrennung aller fossilen Ressourcen – Kohle, Erdgas und Erdöl – sofort zu beenden. Die europäischen Solarpreisträger zeigen, wie es geht.»
Wir haben ein paar der ausgezeichneten Ideen näher angeschaut. Etwa die öffentliche Energieversorgung der Isle of Eigg in Schottland. Auf der Hebriden-Insel leben nur gerade rund 100 Menschen. Es sind offenbar äusserst innovative Leute, denn sie haben die traditionelle Energieversorgung mit Dieselgeneratoren vollständig auf erneuerbare Quellen umgestellt. Heute verfügen sie über eine komplett eigene, unabhängige Energieversorgung. Elf Kilometer Starkstromkabel verteilen die Energie aus drei hydroelektrischen Anlagen, vier Windturbinen und 50 kW Photovoltaik auf der Insel. Eine Batterie-Speicherbank dient dazu, die Stromversorgung auszugleichen und kann im Notfall die Energieversorgung über 24 Stunden sicherstellen. Von Beginn an wurden die Bewohnerinnen in die Planung, die Preissetzung und die Verwendung von überschüssiger Energie einbezogen. Mit dem Überschuss werden Gemeinschaftseinrichtungen gratis beheizt. Der Island Heritage Trust wurde als Pionier von Community-Power ausgezeichnet.
Auch ein Schweizer Unternehmen wurde geehrt: das Architektur- und Designbüro Felix Partner aus Zürich. Seine Devise: In Zukunft soll jedes Gebäude ein eigenes Kraftwerk sein. Das galt auch für ein 350-jähriges, baufälliges und denkmalgeschütztes Gebäudeensemble in Latsch Bergün. Die historisch wertvolle Bausubstanz wurde sorgfältig restauriert. Alle Eingriffe sind klar ablesbar. Sie beschränken sich auf Sichtbeton und Lärchenholz – beides unbehandelt – sowie schwarzen Stahl und Glas. Im Zug der Restauration wurden Wohnhaus und Anbauten in ein Nullenergiehaus umgewandelt. Auf den grossen Dächern der beiden Anbauten sorgen Photovoltaik und Solarthermie für Strom und Wärme. Die überschüssige Energie des Sommers wird über eine Erdsonde im Felsen für den Winter gespeichert.
In der Kategorie «One World Cooperation» wurde ein besonders originelles Projekt ausgezeichnet. Das Sozialunternehmen (B)Energy aus Deutschland macht ländlichen Gegenden im globalen Süden saubere und günstige Energie zugänglich – mit einer tragbaren Biogasanlage. Aus Tierdung und organischen Abfälle entsteht nicht nur Biogas, sondern auch Dünger für die Felder. Das Start-up (B)Energy verkauft die mobilen Biogas-Anlagen an lokale Partner, die daraus ein eigenes Kleinunternehmen entwickeln können. Die Kapazität der Anlage kann individuell auf die vor Ort anfallenden Abfälle ausgelegt werden. Das Kernstück der Anlage ist ein Rucksack, in dem etwa 1,2 m3 Biogas gespeichert werden können. Damit kann die saubere Energie dorthin transportier werden, wo sie gebraucht wird. Mit Überschüssen kann gehandelt werden. Die Idee dahinter: aus Energiekonsumenten werden Unternehmerinnen.
Ist doch irgendwie tröstend, dass es inmitten der schlechten Nachrichten übers Klima, abseits der ermüdenden Ankündigungen dauernd neuer Klimaziele, Menschen gibt, die einfach anpacken und machen. So wie die Preisträgerinnen des Europäischen Solarpreises. So wie Solarspar.
Christa Dettwiler