Gute Klimanews: Jura bis USA

Photo: Bulletin of the Atomic Scientists/Thomas Gaulkin
Photo: Bulletin of the Atomic Scientists/Thomas Gaulkin

100 Sekunden vor 12. Das ist die aktuelle Uhrzeit mit das «Bulletin of Atomic Scientists» symbolisch die Gefahr einer Vernichtung der Menschheit ausdrückt – in Anlehnung an die Redewendung es sei «fünf Minuten vor zwölf». Die Gefahr, dass sich die Menschheit durch einen Atomkrieg oder aufgrund des Klimawandels selbst auslöscht, sei die grösste seit der Erfindung der Uhr im Jahr 1947. Man mag diese «Doomsday Clock» ernst nehmen oder nicht, jedenfalls scheint eine Rekordzahl von Menschen ernsthaft besorgt. 

Die Uno hat mehr Menschen als je zuvor zum Thema Klimawandel befragt. Zwei Drittel machen die Klimakrise als globalen Notfall aus. Aber es gibt auch gute Nachrichten – aus dem Jura, aus der EU und selbst aus den USA.  

Beginnen wir lokal: Der Swiss Energy Park produziert seit 2016 im Windkraftwerk Juvent, im Solarkraftwerk Mont-Soleil und im Wasserkraftwerk Le Goule am Doubs erneuerbaren Strom. Nun vermelden die Betreiberinnen für das vergangene Jahr einen Produktionsrekord. Eindrückliche 86 Prozent des Bedarfs im Versorgungsgebiet von La Goule konnten mit erneuerbarem Strom gedeckt werden. Vor allem die Windkraft brilliert: Nahezu 85 Gigawattstunden hat sie geliefert, der höchste Wert, der je in der Schweiz produziert wurde. Die ursprünglichen Prognosen wurden gleich um 20 Prozent übertroffen.

 

Auch aus Europa kommen gute Nachrichten. Im vergangenen Jahr trugen Erneuerbare in der EU satte 38 Prozent zum Strommix bei. Damit überflügeln sie erstmals Kohle- und Gasstrom. Das ist eine Premiere, die zu Hoffnung Anlass gibt. Insbesondere Sonne- und Windkraft sind stark gewachsen. In nur fünf Jahren hat sich die Produktion verdoppelt. Spitzenreiter ist Dänemark mit 62 Prozent Stromversorgung aus Sonne und Wind. Der Anteil an Kohlestrom hat sich seit 2015 halbiert. Damit die Klimaziele erreicht werden, muss die EU weiter Gas gaben –vielmehr Sonne und Wind. Um Klimaneutralität zu erreichen, muss der Zuwachs von 51 Terawattstunden im vergangenen Jahr auf 100 TWh verdoppelt werden.

 

Auch in den USA schafft der neu gewählte Präsident Fakten: Nicht nur leitete Joe Biden an seinem ersten Arbeitstag den erneuten Beitritt zum Pariser Klimaabkommen ein, letzte Woche stoppte der Präsident sämtliche neuen Öl- und Gasbohrungen auf bundeseigenem Land. Für den Earth Day am 22. April plant die Regierung einen internationalen Klimagipfel. Als eine seiner ersten Amtshandlungen stoppte Biden Bohrungen in der Arktis und fror das umstrittene Ölpipeline-Projekt Keystone XL ein.

 

Dass breite Teile der Bevölkerung Anstrengungen für den Klimaschutz mittragen, zeigt die jüngste Umfrage der Uno und der britischen Oxford University. 1,2 Millionen Menschen aus 50 Ländern haben geantwortet. Stephen Fisher, Soziologe an der Oxford Universität kommentierte: «Die Besorgnis über den Klimanotstand ist viel weiter verbreitet, als uns bislang bekannt war. Und die grosse Mehrheit (...) will dringende und umfassende Massnahmen.»

  • 79 Prozent der Befragten erachten den Schutz von Land und Wäldern als effektivstes Mittel gegen den Klimawandel.
  • 74 Prozent setzen auf die Reduktion von Nahrungsmittelverschwendung.
  • 71 Prozent sehen die Lösung in der Förderung erneuerbarer Energien.

Die Auswertung zeigt, dass in den Staaten mit den höchsten Treibhausgasemissionen im Energiesektor die Zustimmung für die Förderung erneuerbarer Energien am höchsten ist. Präsident Biden kann sich also mit Rückenwind an den Klimaschutz machen: 65 Prozent der Befragten in den USA befürworten die Förderung erneuerbarer Energien.

Christa Dettwiler