Wie viel ist uns Solarstrom wert?

CO2-Abstimmung am 13. Juni: Ja!
Foto: Christa Dettwiler

Die Erkenntnis ist nicht neu. Schon vor zwei Jahren haben die Energy Watch Group und die finnische LUT Universität die totale Energiewende in den Bereichen Strom, Wärme, Verkehr und Meerwasserentsalzung bis 2050 simuliert.  Das Fazit der 14 beteiligten Wissenschaftlerinnen nach viereinhalb Jahren Forschung: Eine 100 prozentige Versorgung der Erde mit erneuerbarer Energie ist machbar und sogar wirtschaftlich konkurrenzfähig.

Der Präsident der Energy Watch Group, Hans-Josef Fell, sagte damals klar und deutlich: «Es wird gezeigt, dass die ganze Welt auf ein emissionsfreies Energiesystem umstellen kann. Deshalb können und sollten alle politischen Kräfte weltweit viel mehr für den Klimaschutz tun als derzeit anvisiert.»

 

Seit 30 Jahren stösst Solarspar in das gleiche Horn. Obwohl sich immer mehr Stimmen dieser Forderung anschliessen, bewegt sich auf der Handlungsebene nur wenig, und man fragt sich stets noch etwas ungeduldiger: Warum machen wir nicht vorwärts? Ist der Leidensdruck immer noch zu tief? Sind Politik und Wirtschaft schlicht zu träge, um die notwendigen Entscheidungen zu treffen?

 

Immerhin werden zurzeit in vielen Ländern der Welt etwas ehrgeizigere Klimagesetze formuliert, die den Boden für nachhaltiges Handeln bereiten sollen. Und genau das braucht es auch. Klare Vorgaben, wie etwa die Energieversorgung –wohl der entscheidendste Hebel für den Klimaschutz – so umgebaut werden kann, dass sie das Klima nicht noch mehr belastet. 

 

Wer, wie Solarspar seit 30 Jahren im Geschäft mit sauberer Energie tätig ist, weiss, wo die kleineren oder grösseren Hindernisse stehen, die die Energiewende behindern. Beispiel Einspeisetarife. Dass ein föderalistisches System viele Vorteile bietet, ist unbestritten. Wenn es aber um die Energieversorgung geht, steht es dem schnellen Ausbau von erneuerbaren Energien eher im Weg.

 

Rund 900 Energieversorger bedienen die über 8,5 Millionen Einwohnerinnen der Schweiz. Laut Energiegesetz dürfen alle diese EW selbst entscheiden, wie viel sie für Solarstrom bezahlen, der in ihr Netz fliesst. Die einzige Vorgabe: Der Tarif darf nicht tiefer sein, als jener, den das EW für den billigsten Stromeinkauf bezahlt. Das führt dann dazu, dass das Elektrizitätswerk Tägerwilen in der Ostschweiz 23 Rappen für eine Kilowattstunde Solarstrom vergütet, die Azienda Elettrica in Lostallo dagegen bietet fünf Rappen für das gleiche Produkt.

 

Während für den Import von klimaschädigendem Erdöl und Erdgas Jahr für Jahr Milliarden Franken ins Ausland exportiert werden, senken grosse Energieversorger Jahr für Jahr die Einspeisetarife für einheimischen Solarstrom. Kein Wunder dümpelt der Ausbau von Photovoltaik vor sich hin. Mit kostendeckenden Einspeisetarifen quer durch die Schweiz könnte hier also sehr schnell einen wirksamen Hebel betätigt werden. 

 

Das CO2-Gesetz, das Mitte Juni zur Abstimmung kommt, macht den Import und Verbrauch von fossilen Energien weniger attraktiv und belohnt die lokale Energiegewinnung. Damit macht die Schweiz einen grossen Schritt in Richtung der rund 67 TWh Elektrizität, die auf Dächern oder an Fassaden mit der Sonne produziert werden könnten. Heute sind es rund 2,9 TWh. Es gibt also mehr als genug Raum für einen Riesenschritt. 

Christa Dettwiler