Vorbild für die Weltwirtschaft

Foto:  Thomas Richter auf Unsplash
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Wenn sich die Internationale Organisation für erneuerbare Energien

IRENA zur Vollversammlung trifft (virtuell selbstverständlich), steht klimaverträgliche Energie im Mittelpunkt. Dass es dabei um weit mehr geht als Technologie und Politik, hat die diesjährige Themenwahl auf eindrückliche Art klar gemacht. Es ging nicht nur um die Anzahl von Arbeitsplätzen, sondern auch um deren Qualität. Und es ging nicht nur um neuste Technik, sondern darum, wie umweltverträglich sie insgesamt ist. 

IRENA-Generaldirektor Francesco La Camera konnte erfreuliche Wachstumszahlen präsentieren, sowohl was die Branche insgesamt und die Anzahl Mitglieder der Agentur betrifft. Letztere nähere sich nach nur 22 Jahren Existenz jener der UNO an. Erfreulich auch, dass die Branche mittlerweile weltweit über 12 Millionen Menschen beschäftigt, acht Mal mehr als die elf grössten Öl- und Gaskonzerne der Welt. Und das obwohl die fossile Energiewirtschaft rund 80 Prozent der Weltenergieversorgung abdeckt. 

 

In seiner Arbeitsplatzanalyse hob La Camera einen wesentlichen Aspekt dieser Millionen von neuen Arbeitsplätzen hervor: Während die Einnahmen aus fossilen Brennstoffen meist in den Händen von wenigen Eliten lägen, die oft obszönen Reichtum anhäuften, schaffe die Umstellung auf Erneuerbare Energien über die neu geschaffenen Jobs nachhaltige Armutsbekämpfung und eine gerechtere Vermögensverteilung. Anstatt dass Milliarden ins Ausland abfliessen, zirkuliert das erwirtschaftete Geld vor allem aus Solaranlagen in den allermeisten Fällen im Land. 

 

Auch die Präsentation der «Coalition for Action», welche die IRENA in zentralen Fragen berät, fasste das Thema Erneuerbare Energie weiter als üblich: Sie stellte in ihrem traditionellen Public Private Dialogue ihre Gedanken zu «Erneuerbare Energien und Kreislaufwirtschaft» vor. 

 

Weil Solar- und Windenergieanlagen sehr langlebig sind, ist das Thema Abbau und Recycling noch nicht akut. Dennoch führen Skeptiker regelmässig das Argument Sondermüll ins Feld gegen diese Technologien. Doch die Branche ist ihnen einen grossen Schritt voraus. Sie hat sich eine lückenlose Kreislaufwirtschaft zum Ziel gesetzt. 

 

Zu den wichtigsten Grundprinzipien zählen der sparsame Einsatz und die Wiederverwertung aller verwendeten Materialien, der Ersatz der seltenen Erden oder toxischen Materialien durch häufig verfügbare und giftfreie Stoffe. Und wie bei den Arbeitsplätzen, soll das Augenmerk auch beim Bau und Betrieb der Anlagen auf soziale Aspekte gelegt werden. So wird eine Politik für Bergbau, Industrieproduktion und Gütertransport angestrebt, die soziale und ökologische Auflagen schafft. 

 

Sollte es der Erneuerbaren Energiebranche gelingen, die vielversprechenden, wenn auch noch wenig umgesetzten sozialen und ökologischen Faktoren zu integrieren, dann kann sie der gesamten Weltwirtschaft vormachen, worauf es wirklich ankommt.

Christa Dettwiler