Das Bundesamt für Umwelt tritt mit der jüngsten Ausgabe seines Magazins «Die Umwelt» gegen den Pessimismus an. Es widmet einen Grossteil des Hefts «spannenden und schlauen Ideen für mehr Nachhaltigkeit». Im Vorwort spricht die Bafu-Direktorin Katrin Schneeberger gar von einer «Anleitung zum Optimismus». Damit trifft das Bundesamt ins Schwarze. Denn Zuversicht ist ein Gut, von dem wir wohl alle etwas mehr gebrauchen könnten. Ein Gut, das sich sogar positiv aufs Klima und auf die Umwelt auswirkt.
Für ganze zwei Drittel der Umweltbelastung sind Ernährung, Mobilität und Wohnen verantwortlich. Alles Aktivitäten, auf die die meisten Menschen auf Gedeih und Verderb angewiesen sind. Mensch kann jedoch so oder so essen, sich fortbewegen oder wohnen. Das Bafu hat Beispiele zusammengetragen, wie Menschen sich neue Wege und Möglichkeiten ausdenken, mit ihrem ganz alltäglichen Tun der Welt weniger Schaden zuzufügen.
Beginnen wir mit dem täglichen Brot. Da gibt es eine Fülle von guten Ideen und erfolgreichen Projekten, die den naturnahen Anbau von Nahrungsmitteln fördern und der Verschwendung entgegenwirken. Es gibt Initiativen von Bäuerinnen, die mit Konsumenten zusammenspannen, von Bauernhöfen, die mit Gemeinden und Privaten kooperieren. Auch das Beispiel des Crowdcontainers überzeugt: Über eine Online-Plattform können Fairtrade- und Bioprodukte aus verschiedenen Ländern gekauft werden. Als Sammelbestellung werden sie in die Schweiz verfrachtet und per Mehrweg-Box an die Kundschaft geliefert.
Die Foodkooperative im Zürcher Heiligfeld hat sich zum Ziel gesetzt, auch Menschen mit schmalem Budget zu hochwertigen Lebensmitteln zu verhelfen. Dazu kauft die ganze Nachbarschaft Bioprodukte zum Einstandspreis ein und verteilt sie weiter. Ebenfalls in Zürich ist der Kampf gegen Lebensmittelverschwendung Chefsache. Die Stadt Zürich hat sich bis 2040 das Netto-Null-Ziel verschrieben. «Ein wichtiger Hebel, um die Emissionen zu reduzieren, ist die Vermeidung von Food Waste», sagt Rainer Zah, Leiter des Geschäftsbereichs Umwelt der Stadt Zürich. Ein Hebel, den die Stadt ansetzt, betrifft die städtischen Betriebe, darunter etwa 50 Pflegeheime. Anstatt eine grosse Portion aufzutischen, kann Nachschlag verlangt werden. Auch kommt weniger Fleisch auf den Tisch, dazu hat die Stadt eigens eine Datenbank mit entsprechenden Rezepten eingerichtet. Auch das Teilen von Nahrungsmitteln wird gefördert. Quartierbewohnerinnen können Esswaren in die öffentlichen Kühlschränke des Vereins Madame Frigo bringen oder auch holen, was sie brauchen.
Es wundert nicht, dass es gerade bei der Mobilität gewaltiges Verbesserungspotenzial gibt. Mit einer anschaulichen Grafik zeigt «Die Umwelt», dass die 4,7 Mio. Privatautos in der Schweiz im Schnitt 23 von 24 Stunden stillstehen. Den rund 18 Millionen Plätzen, die diese Autos aufweisen, steht eine Bevölkerung von acht Mio. Menschen gegenüber. Wenn die Autos fahren, sitzen im Schnitt 1,6 Menschen drin. Um in Sachen Mobilität wirklich vorwärts zu kommen, gibt es eine ganze Reihe spannender Projekte ¬– angefangen beim Teilen von Autos, über Apps, die Auskunft geben über sämtliche Mobilitätsangebote in der aktuellen Umgebung, zur Reduktion von Leerfahrten bis zum Einbau kühler Strassenbeläge.
Wenn es ums Wohnen geht, ist der Trend klar: Mehr natürliche Baustoffe, statt Stahl und Beton. Recycling wird eine wichtigere Rolle einnehmen, die Energieeffizienz sowieso. Spannend ist auch die Idee der Pumpipumpe. Mit einem entsprechenden Kleber auf dem Briefkasten kann man der Nachbarschaft signalisieren, dass im Haus eine Velopumpe, eine Bockleiter oder ein Rasenmäher zum Ausleihen bereitstehen. Es gibt Börsen für wiederverwendbare Bauteile oder Möbel aus Altholz.
Das Magazin «Die Umwelt» hat sein Ziel erreicht: Es erfüllt den Anspruch, zum Optimismus anzuleiten. Die zahlreichen privaten und institutionellen Initiativen machen Lust, das tägliche Leben weniger verschwenderisch und naturbewusster zu gestalten.
Christa Dettwiler